Bundesländer-Schulterschluss für Klimaschutz
Gerade mutige Stadt- und Regionalpolitik wird beim Kampf gegen die Klimakrise eine Schlüsselrolle einnehmen. Wir NEOS wollen auf allen Ebenen zusammenarbeiten.
Das türkis-grüne Regierungsprogramm ist ein wichtiger Fortschritt mit einigen Schwachstellen. In punkto Klima- und Umweltpolitik gibt es grundsätzlich eine signifikante Verbesserung gegenüber der Vorgängerregierung. Lobenswert sind unter anderem Verbesserungen in den Bereichen der erneuerbaren Energie, Maßnahmen im öffentlichen Verkehr, bei der Sanierung und beim Neubau und ein verpflichtender und unabhängiger Klimacheck. Aber es gibt einige deutliche Unzulänglichkeiten. Die aufkommensneutrale Ökologisierung des Steuersystems soll erst frühestens 2022 kommen. Außerdem fehlt ein klares Bekenntnis zur Abschaffung umweltschädlicher Subventionen sowie ein Plan zur Finanzierung des Ausbaus der Öffi-Infrastruktur.
Kompetenzchaos
Wo wir auch eine große Schwachstelle im Regierungsprogramm sehen, ist das Kompetenzgewirr zwischen Bund und Land. Hier gibt es keine Reformen, keine Verbesserungen, obwohl diese dringend nötig wären. Keiner blickt genau durch, in wessen Zuständigkeit der Klimaschutz liegt. Denn trotz stärkerer Bundeskompetenzen liegen viele Bereiche in der Verantwortung der Länder, wie etwa die Bau- und Raumordnung, der Boden- und Naturschutz oder die Infrastrukturplanung. Dabei wird gerade mutige Stadt- und Regionalpolitik beim Kampf gegen die Klimakrise eine Schlüsselrolle einnehmen. Wir NEOS fordern Klimatransparenz sowie Klimabudgets auf allen politischen Ebenen, bis in die Bezirke und die Gemeinden. Wir wollen auf allen Ebenen zusammenarbeiten. NEOS starten daher einen Bundesländer-Schulterschluss beim Klima- und Umweltschutz. Ich will mit NEOS-Organisationen aus allen Bundesländern für eine umweltfreundliche Klimapolitik einstehen und mir ansehen, was getan werden muss, damit Klimaschutz auf Bundes- und Landesebene klappt. Den Start macht die Bundeshauptstadt.
Laut NEOS-Wien Umweltsprecher Stefan Gara können in Städten und Ballungsräumen erhebliche Emissionsreduktionen erzielt werden – nicht nur aufgrund des Trends zur Urbanisierung, sondern auch aufgrund der dichteren Strukturen und der räumlichen Konzentration mit bereits ausgereiften Technologien. Voraussetzung für die Entfaltung klimaschonender Potenziale ist aber selbstverständlich der politische Wille. Hier haben wir in Österreich, aber auch in Wien und im Umland massiven Aufholbedarf. Wien ist noch weit davon entfernt, zur Klimaschutzmetropole zu werden – ein Umstand der sich dringend ändern muss. Hierfür braucht es sowohl auf Bundes- als auch Landesebene mutige Schritte, vor allem im Bereich Bauordnung, Infrastruktur, Energieeffizienz und Mobilität.
Die Stadt Wien muss in den nächsten Monaten zusammen mit dem Bund konkrete Maßnahmen setzen, um zur österreichischen Klimaneutralität entscheidend beizutragen. Diese Transformation ist nicht nur eine technologische, sondern auch eine Kulturfrage. Stefan Gara und ich wünschen uns einen echten Aufbruch in eine Solare Moderne, die den Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter besiegelt. Die äußerst ambitionierten Ziele auf Bundesebene – Klimaneutralität 2040 und 100% erneuerbarer Strom bis 2030 – erfordern nicht nur eine rasche Anpassung der Klima- und Energiestrategien auf Landesebene, sondern den ernsthaften politischen Willen zur Umsetzung. In einer Pressekonferenz haben wir acht wichtige Punkte präsentiert, in denen noch Luft nach oben ist.
Energieraumplanung umsetzen und dezentrale Energiegemeinschaften fördern
„Energiegemeinschaften“, als Zusammenschlüsse von Bürger_innen, sind dabei zentrale Eckpfeiler. Sie bieten eine exzellente Gelegenheit, Bürger_innen-Engagement auszulösen und benutzerorientierte Energiesysteme zu entwickeln, die lokale Erzeugung, Speicherung, Verteilung und Verbrauch von erneuerbaren Energien bestmöglich vernetzen.
Multifunktionelle Gebäude als Schlüssel zur nachhaltigen Zukunft
Gebäude müssen standardmäßig als hocheffizienter und aktiver „Baustein“ des erneuerbaren Energiesystems geplant werden. Hier ist eine rasche Anpassung der Wiener Bauordnung notwendig für effektive Solarnutzung und Begrünung sowie „Smart-Readiness-Indikator“ – ein Maß für die (Energie-)Flexibilität, Regelbarkeit und Netzdienlichkeit von Gebäuden.
Energieeffizienz in den Mittelpunkt stellen
Energieeffizienz muss erheblich gesteigert werden. Das bedeutet zumindest eine Verdoppelung energetischer Sanierungsraten auf > 2% pro Jahr. Dazu braucht es energetische Sanierungsfahrpläne für Stadtquartiere mit degressiven Förderanreizen.
Wien zur Solarmetropole machen
Rechnerisch könnten 40% des Strombedarfs in Wien durch Photovoltaik gedeckt werden. Es braucht effektive Regelungen in der Bauordnung, um den Einsatz erneuerbarer Energieerzeugung und -speicherung sowie klimawirksame Begrünung zu beflügeln.
Ambitionierte Klimaschutzgesetzgebung und klare Kompetenzverteilung für Bund und Länder
Es braucht sowohl für Wien als auch für den Bund ambitionierte Klimaschutzgesetze inklusive CO2-Budgets, die eine klare Kompetenzverteilung und evidenzbasierte Evaluierungsmechanismen beinhalten. Klimaschutz muss als verpflichtender Grundsatz und Zielsetzung für Verwaltung und ausgegliederte Rechtsträger eingeführt werden. Klimaschutzziele anpassen: Eine deutliche Anpassung der Klimaziele ist in der erst kürzlich adaptierten Smart-City Wien Rahmenstrategie dringend notwendig.
Aktive Anpassung an den Klimawandel und klimasensible Stadtentwicklung
Zur optimalen Anpassung an den Klimawandel müssen künftig bei städtebaulichen und architektonischen Wettbewerbsverfahren mikroklimatische Simulationen verpflichtend berücksichtigt werden. Unter klimasensibler Stadtentwicklung versteht man das Zusammenspiel von Gebäudestrukturen mit ihren Oberflächen und Ausstattungen mit „grüner“ (= Vegetationsflächen) und „blauer“ (= Wasserflächen) Infrastruktur. Das garantiert langfristig eine hohe Lebensqualität, thermischen Komfort und optimierte Klimaresilienz. Aktive Anpassung bedeutet auch, sich für die Gesundheit der Menschen, insbesondere der älteren, ein entsprechendes Vorsorgeprogramm zu überlegen.
Stadtquartiere als Innovationslabore beflügeln Forschung und Wirtschaft
Schneller Ausbau von Testlaboren für erneuerbare Energiesysteme, besonders in neuen Stadtentwicklungsgebieten. Pilotprojekte brauchen regulatorische Ausnahmen und Befreiung von übermäßiger Bürokratie. Dazu sollte die Stadt in Kooperationen mit Universitäten und privaten Betreibern gezielt Innovations- und Fabrikationszentren schaffen.
Kreislaufwirtschaft und „Urban mining“ für Gebäude forcieren
Neben Energieeffizienz ist auch die stoffliche Ressourceneffizienz drastisch zu steigern. Für eine effektive stoffliche Verwertung und Abfallvermeidung braucht es einen „Gebäudeausweis“, der die in Gebäuden verbauten Materialien und Wertstoffe erfasst.